Roundtable

Rund 8 Roundtable geben an den beiden Nachmittagen allen Kongressteilnehmenden die Möglichkeit, gemeinsam mit Expertinnen und Experten einzelne Aspekte rund um die Themen Migration und Integration aktiv zu diskutieren.

Die Dokumentation zu den Roundtable sind noch nicht vollständig und werden fortlaufend aktualisiert.

Das Formblatt zur Kurzdokumentation Ihres Roundtable können Sie hier herunterladen.


Dienstag, 06. Dezember 2016, erster Kongresstag

15:30 - 17:00 Uhr

Inhalt

Initiator: Dr. Ralf Sänger, ism e. V., Rainer Aliochin, AAU e.V.

Geflüchtete Personen und Unternehmergeist – das klingt "unwahrscheinlich". Aber ein signifikanter Anteil der geflüchteten Personen war selbständig und will wieder selbständig sein – dies bestätigen die IQ Projekte. Erforderlich ist eine individuelle, ziel- und bedarfsorientierte Unterstützung, die es aktuell nicht gibt. Hierzu wollen die Initiatoren mit den Teilnehmenden Lösungen finden.

Welche Bedarfe sind zur Unterstützung von geflüchteten Personen für eine Selbständigkeit erforderlich?

Welche Unterstützung kann von den lokalen Stakeholdern angeboten werden?

Welche zielgruppenspezifischen Programme können von der Bundesebene initiiert werden?

Wie können bereits vorhandene Bundes- und Landesprogramme sowie existierende Produkte für diese Personengruppe genutzt bzw. angepasst werden?

Inhalt

Initiator und Initiatorin: Dr. Wolfgang Sieber und Dorin Genjoyian, Netzwerk Lippe gGmbH

"Meine Seele ist in Syrien, mein Gehirn muss in Deutschland sein und meine Zukunft ist momentan unklar". Lernprozesse auf allen Seiten sind für eine gute Arbeitsmarktintegration dringend erforderlich und erfordern Zeit. Diese ist auch nötig, um Fachkräfte heranzubilden. Erwartungsmanagement, Vorbeugung von Enttäuschung sowie Aufrechterhaltung bestehender Motivation sind Thema dieser Diskussion.

Welche Erwartungen haben Flüchtlinge?

Welche Rolle spielt die Möglichkeit des muttersprachlichen Dialogs auf Augenhöhe?

Wie kann die Motivation aufrecht erhalten werden?

Wie kann Enttäuschung entgegengewirkt werden?

Welche Rolle spielt das Erwartungsmanagement auf beiden Seiten?

Welche Ansprachekonzepte sind notwendig, um einen guten Kontakt zu Geflüchteten zu gewährleisten?

Welche Erwartungen haben Arbeitgeber, wenn sie Flüchtlinge einstellen wollen?

Dokumentation

Die Dokumentation wurde zur Verfügung gestellt von Dr. Wolfgang Sieber, Netzwerk Lippe gGmbH

Zentrale Ergebnisse des Roundtables:

Es existiert eine relativ schnelle und große Ungeduld, da alles so lange dauert. Ungeduld entsteht, da Zugewanderte keine Ahnung haben und enttäuscht sind von der Realität. Enttäuschung entsteht durch "Weiterreichen" von einer Institution zur anderen, Erfahrungen mit Behörden. Neben der Geduld ist auch die emotionale Unterstützung wichtig. Nähe kann sehr viel bewirken. Das Hilfsangebot sollte individuell am Ratsuchenden orientiert sein. In der Beratung können systematisch Unterschiede aufgezeigt werden. Die ganze Prozesskette ist sehr wichtig.

Wunsch, das Neuangekommene nicht nur institutionalisierte Angebote wahrnehmen, sondern auch Ehrenamt. Die Gesellschaft muss befähigt werden, mit Fluchtbewegungen umzugehen.

Dialog in gemischter Gruppe von Einheimischen und Neuzuwanderern
Integration über den Arbeitsmarkt
Die Akzeptanz der Einwanderungsgesellschaft steht an erster Stelle, es gibt keinen "Flüchtling aus dem Katalog"

Transparenz ist wichtig und regelmäßige Treffen.

Arbeitgeber sind notwendig, die verbindlichen Zusagen stehen weit hinter den ursprünglichen zurück.

Lernen aus den vergangenen Jahren, es braucht mehr Systematik, hierbei müssen Bund und Länder gemeinsam arbeiten, es besteht Handlungsbedarf. Der große Durchbruch dauert, daher ist hier eine Beschleunigung wichtig. Der muttersprachliche Dialog kann ein Schlüssel sein, um aufzuklären und um die Situation der Geflüchteten zu verstehen. Hier hat das Netzwerk Lippe Ansätze entwickelt.


Mittwoch, 07. Dezember 2016, zweiter Kongresstag

13:30 - 15:00 Uhr

Inhalt und Leitfragen

Initiatorinnen: Dott. Matilde Grünhage-Monetti, ehem. Deutsches Institut für Erwachsenenbildung, Susan Kaufmann, passage gGmbH

Mehrsprachigkeit ist ein zunehmend sichtbares und hörbares Phänomen in den öffentlichen Räumen unserer Gesellschaft. Die Haltung in Politik und Mainstream-Diskursen ist widersprüchlich. Das Konzept Translanguaging bietet überzeugende Erklärungen über die politische Dimension und weist praktische Umsetzungsmöglichkeiten für Politik und Praxis für unsere zunehmend transnationale Realität auf.

Worin unterscheidet sich Translanguaging von den tradierten Konzepten von Mehrsprachigkeit?

Was sind die Konsequenzen/Implikationen von Translanguaging auf der politischen Ebene?

Was sind die Konsequenzen/Implikationen von Translanguaging auf der (bildungs)praktischen Ebene?

Was sind die Grenzen? Welche möglichen negativen Konsequenzen gibt es?

Gibt es Erfahrungen, auf die wir zur Orientierung zurückgreifen können?

Dokumentation

Die Dokumentation wurde zur Verfügung gestellt von Rita Leinecke, passage gGmbH

Zentrale Ergebnisse des Roundtables:

Folgende Wünsche/Forderungen an Praxis, Wissenschaft und Politik waren Ergebnis der Diskussion zum Thema:

Allgemein

  • Offenheit/Neugier im Hinblick auf Sprachen
  • Respekt für unterschiedliche Sprachenkonstellationen, Gleichstellung/-behandlung und Wertschätzung aller Sprachen
  • Anerkennung von Sprachen als lebende, sich unaufhörlich verändernde Systeme
  • Sprache(n) nicht als Macht nutzen
  • bessere Sprachförderung für alle, Sensibilisierung und Entwicklung von Tools

an die Politik

  • Einbeziehung von Forschungsergebnissen in staatlich gesteuerte Veränderungsprozesse
  • Unterricht in verschiedenen Herkunftssprachen staatlich fördern

an Ämter/Schulen/Erwachsenenbildung

  • Sprachen - Deutsch genauso wie andere - im Bildungssystem als intentitäre Kräftigung stärken
  • vorhandene Potentiale und Ressourcen, z. B. Sprachkenntnisse der Mitarbeiter, Wertschätzung der "Vielfalt im Amt"
  • Sensibilisierung für Machtverhältnisse in der Verwaltung (Diversity/IKo)
  • Bewertungskriterien für "Schulfach Deutsch" hinterfragen
  • Möglichkeitsräume schaffen, sich in verschiedenen Sprachen zu zeigen und voneinander zu lernen
  • Muttersprachenkurse für Kinder
  • gutdurchdachte, möglichst erprobte und finanzierte Handlungsempfehlungen oder unkomplizierte Zulassung von experimentellem Vorgehen bis es Erprobtes gibt
  • stärkere Unterstützung der Lehrkräfte, großer Bedarf an Fortbildung
  • didaktische Handreichung "Nutzung der Sprachenvielfalt in der Erwachsenenbildung"
Inhalt und Leitfragen

Initiatorin: Meike Julia Dahmen und Anne Görgen-Engels, JOBSTARTER-KAUSA beim Bundesinstitut für Berufsbildung

Das Bild von Migrantinnen und Migranten in den Medien prägt maßgeblich deren soziale und berufliche Integration in die Mehrheitsgesellschaft. Es steht in diesem Roundtable zur Diskussion, ob und in welcher Form die explizite Herausstellung von Menschen mit Migrationshintergrund in der Berichterstattung die berufliche Integration beeinflusst.

Wie können die Medien die gleichberechtigte berufliche Integration positiv beeinflussen?

Wie können Medienschaffende stereotype Bilder entkräften?

Wie wichtig ist der Migrationskontext für die Berichterstattung?

Dokumentation

Die Dokumentation wurde zur Verfügung gestellt von Meike Julia Dahmen und Anne Görgen-Engels, JOBSTARTER-KAUSA beim Bundesinstitut für Berufsbildung

Zentrale Ergebnisse des Roundtables:

Zum Einstieg in die Diskussion fragten die Moderatorinnen nach den Assoziationen der Teilnehmenden, wenn sie "Migrantinnen und Migranten in den Medien" hören. Heraus kam eine Vielzahl an unterschiedlichen Verknüpfungen mit dem Thema: Von Fußballspielern über Flüchtlinge und Grenzzäune bis hin zu Kopftüchern und den typischen Schlagzeilen war alles dabei. Stark im Fokus waren erwartungsgemäß Flüchtlinge und die Debatte um die Berichterstattung über sie.

Anschließend erfolgte eine offene Ideensammlung, wie Medienschaffende stereotype Bilder mit ihrer Berichterstattung entkräften können:
Zuerst wurden die Begrifflichkeiten wie "Migrationshintergrund" hinterfragt und die Frage nach "den Migranten" gestellt. Ein Vorschlag war, den Migrantengruppen die Chance zur Eigendefinition zu geben, also die Möglichkeit, dass der Berichtende die betroffene Gruppe fragt. Hier schloss sich die Frage nach Identität an. Vor allem aber steht die Auseinandersetzung mit dem medialen Einfluss auf die Reaktion der Bevölkerung.

Abschließend wurde die Frage "Wenn Sie die Berichterstattung über die berufliche Integration von Migrantinnen und Migranten (mit)gestalten könnten, würden Sie …" diskutiert.
Die Teilnehmenden würden gemischte Teams darstellen und Positivbeispiele in den Fokus rücken. Die Stichworte Differenzierung, Multiperspektivismus und Authentizität fielen sowie die oben bereits angewandte Hinterfragung verwendeter Begrifflichkeiten.

15:30 - 17:00 Uhr

Inhalt und Leitfragen

Initiator: Cemalettin Özer, MOZAIK gemeinnützige Gesellschaft für Interkulturelle Bildungs- und Beratungsangebote mbH

Migrantenorganisationen sind wichtige Partner für die Integration von Geflüchteten. Sie als Akteure der Arbeitsmarktintegration einzubeziehen, ist wichtig, um vorhandene Ressourcen zu erkennen. Welche Rolle Migrantenorganisationen in der Arbeit mit Einwanderinnen und Einwanderern spielen, welche Hürden ihnen begegnen und welche Rolle ihnen bei der Gestaltung der "Willkommenskultur" zukommt, soll beim Roundtable erörtert werden.

Welche Rolle haben Migrantenorganisationen, die mit Geflüchteten arbeiten, aktuell übernommen und welche können sie in Zukunft übernehmen? Wie kann eine erfolgreiche Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten gelingen?

Wie kann die Wahrnehmung von Migrantenorganisationen in der Integrationspolitik verbessert werden? Welche Schritte müssen unternommen werden?

Wie können Migrantenorganisationen in ihrer Arbeit unterstützt werden und wie kann die Kooperation mit Politik und Verwaltung verbessert werden?
Wie kann ehrenamtliches Engagement durch hauptamtliche Strukturen und Projekte gefördert und gestärkt werden?

Dokumentation

Die Dokumentation wurde zur Verfügung gestellt von Cemalettin Özer, MOZAIK gGmbH

Zentrale Ergebnisse des Roundtables:

Zusammenarbeit mit Migrantenorganisationen

  • Instrumente der Aussprache, Auswahl und Abfrage von Themen
  • Qualifizierung für Themen

Selbstverständnis von Migrantenorganisationen

  • Welche Ziele haben Organisationen

Unterstützung von Gründung von Geflüchtetenorganisationen

  • Themen finden
  • Good Practice Beispiele suchen

langfristige Ziele

  • Gleichberechtigung auf allen Ebenen
  • Im IQ-Netzwerk Mitsprache und mehr Verantwortung durch Teilprojekte
Inhalt und Leitfragen

Initiator: Arthur Depner und Simon Goebel, Tür an Tür - Integrationsprojekte gGmbH

Anhand von Beispielen aus der medialen Berichterstattung, politischen Reden zu den Themen Migration und Flucht und Erfahrungen aus der Beratungspraxis, wollen wir gemeinsam darüber diskutieren, welche Wirksamkeit Sprachbilder und rhetorische Ausdrucksformen auf die (Selbst-)Wahrnehmung unserer (Einwanderungs-)Gesellschaft haben.

Was sagen gängige Metaphern, Ausdrucksweisen und Sprachmuster über unser politisches und gesellschaftliches Selbstverständnis aus?

Wie können alternative Formen sprachlichen Ausdrucks aussehen?

Wie kann auf den Sprachgebrauch überhaupt Einfluss genommen werden?

Auf welchen Wegen, über welche Kanäle und in welcher Form kann Sprachkritik angebracht werden?

Welche Foren wären für einen offenen Dialog mit der Zielgruppe der Migrantinnen und Migranten geeignet?

Dokumentation

Die Dokumentation wurde zur Verfügung gestellt von Arthur Depner, Dr. Simon Goebel, Tür an Tür gGmbH

Zentrale Ergebnisse des Roundtables:

Ausgehend von der Frage nach dem "Binärismus" (Dr. Jobst; Pannel 4) von "wir" und "sie" und danach, wie dieser abzubauen sei, wurde in der Diskussion darauf verwiesen, dass zwar durchaus ein ab- und ausgrenzendes Moment in diesem liegt, aber auch ein verbindendes. Als Beispiel wurde die etwas zugespitzte, aber sehr anschauliche Schilderung von Herr Prof. El-Mafaalani genannt, in der er darlegte, dass Schülern in Kanada, die sich selbst einer anderen nationalen und/oder ethnischen Angehörigkeit zuordnen von Seiten der Lehrer tendenziell eher mit dem Hinweis begegnet würde, für sie (die Lehrkraft) sei das Kind Kanadier, wohingegen in Deutschland auf die Aussage "Ich komme aus Dortmund" eher mit der Frage: "Ja, aber woher kommst Du eigentlich?", begegnet würde. Eine wichtige Frage sei daher, wer Binärismen zu welchem Zweck einsetzt - wer möchte von wem wie verstanden werden? In diesem Sinne geht Sprachkritik und vor allem deren Umsetzung in konkreten Alltagssituationen Hand in Hand mit gelebter Inklusions-Kultur.

Umso bedenklicher erschien es der Diskussionsgruppe zu sein, wenn gerade auch in Äußerungen von Politikern oder sogar in den Formulierungen von Gesetzestexten Passagen zu finden sind, die eher eine Ab- und Ausgrenzungs-Rhetorik kultivieren und dabei Begriffe wie bspw. "Integration" in die Nähe von Begriffen wie "Assimilation" rücken oder ihrer politischen Agenda eine gewaltsame Komponente verleihen, die z.T. auch problematische historische Konnotationen evozieren.

Derartige Provokationen, Entgleisungen und strategische Sprachmuster müssten als solche entlarvt werden. So könnte die identitätsstiftende Wirkung geteilter Werte (wie bspw. die des Grundgesetzes, die z.T. im Widerspruch zu einigen der angesprochenen Äußerungen stehen) eine zentrale Rolle für eine Stärkung der inklusiven Kraft von Sprachkritik spielen und so den restriktiven Charakter einer "politisch korrekten" Sprachregelung abschwächen ohne deren konstruktives Ziel preiszugeben.